Musella

Seit ich vor fast 30 Jahren die volle Verantwortung für das Unternehmen übernommen habe, habe ich immer an der Identität gearbeitet; ich frage mich, warum jemand eine unserer Flaschen kaufen will, und ich muss mir eine Antwort geben. Meiner Meinung nach gibt es keine absolut besten Weine; Weine müssen immer im Kontext betrachtet werden, unter Berücksichtigung des Terroirs, des Jahrgangs und letztlich der Rebsorte.

In diesem Sinne ist jeder Wein einzigartig und hat seine eigene Identität; seinen Platz auf dem Markt und innerhalb eines Menüs oder eines Tages zu finden, ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Ich habe Glück, denn ich weiß, dass ich mich an einem Ort befinde, der für die Weinherstellung geeignet ist, aber nicht für alle Arten von Wein.

Ich habe das Weingut geerbt und schnell gemerkt, dass die Reben mich überdauern können und die Tatsache, dass ich heute da bin, um mich um sie zu kümmern, zufällig und zeitlich begrenzt ist; die Umwelt zu pflegen und zu erhalten, anstatt mich der Natur aufzuzwingen, war eine spontane Entscheidung. Daher die Entscheidung für den ökologischen Landbau als Ausgangspunkt für eine Landwirtschaft, die den Wert des Respekts vor dem "Lebendigen" beinhaltet. 

Respekt, das ist für mich ein wichtiges Wort, zu dem noch andere gehören, wie Verantwortung, Ethik, Bewusstsein. 

Respekt und Verantwortung vor allem gegenüber meinen Eltern, die einen Traum hatten, ihn verwirklichten und ihn an mich weitergaben. 

Gegenüber meinen Trauben, bei denen der Most durch Spontangärung zu Wein wird, kein Einsatz von Chemikalien, nur Zeit und Geduld. 

Gegenüber meinen Mitarbeitern, die alle direkt beschäftigt sind. 

Bei meinen Lieferanten, ob Korken oder Pumpen, versuche ich, nur mit Handwerkern zusammenzuarbeiten, die wie ich mit Leidenschaft arbeiten und seit Generationen ein altes Wissen weitergeben, das die wahre Triebkraft Italiens ist.

Schließlich zahle ich meinen Kunden faire Preise, die manchmal als niedrig für ihr Engagement, ihren Einsatz und ihre Zeit angesehen werden, aber ausreichen, um ihre Kosten zu decken, Investitionen zu tätigen und ihre Geschäftsprojekte weiterzuführen.

Die Kultur ist das einzige Gut der Menschheit, das, wenn es unter allen geteilt wird, nicht abnimmt, sondern größer wird. So schrieb der deutsche Philosoph Hans-Georg Gadamer. Es ist ein Konzept, das ich jeden Tag in die Praxis umsetze, indem ich das Wenige, das ich weiß, mit all jenen teile, die zuhören wollen, von den Besuchern der Weinkellerei über die Kollegen bis hin zu den Praktikanten, die wir jedes Jahr bei der Weinlese mitnehmen, bis hin zu den chilenischen Winzern, die einen Schatz in ihren Händen halten, von dem ihnen noch niemand erzählt hat... aber das ist eine andere Geschichte, in unseren Breitengraden, aber in einer anderen Hemisphäre...

Elena Pantaleoni